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Hochelfen
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Lorien, Instrumentbaumeister und Hoflieferant zu Tikali, schaute auf die Arbeit seiner
Lehrlinge hinab. Es war, wie zu erwarten, die Arbeit von seiner elfischen Schülerin
Sieyala wesentlich präziser, genauer und liebevoller als die von seinem
menschlichen Schüler Goran. Lorien seufzte, als er hinter Goran stand, und dieser wußte
sofort, daß seine Arbeit wenig Anklang fand bei seinem Meister, obwohl er sich
anstrengte und versuchte, ebensogut zu sein wie Sieyala.
"Nun, ich denke, für heute sei Schluß, Ihr dürft Euren Nachmittag frei gestalten.",
Lorien lächelte Sieyala an, als sie ging, Goran schenkte er nur einen abschätzenden
Blick. Sieyala einholend, trat Goran auf der größten Straße im Elfenviertel von Tikali
neben sie. Nur wenige Menschen gehen öfters auf dieser prachtvollen Straße entlang,
Goran hatte es geschafft, mit Aufopferung und Fleiß, dachte er bei sich.
Sieyala würdigte ihn nur eines kurzen Blickes. Goran versuchte sich zu fassen, vor ihr
war er immer sprachlos, wie vor fast allen Hochelfen. Seinen Mut zusammennehmend fragte
er sie: "Sieyala hättest du vielleicht Lust mit mir...", Goran kam nicht weiter, da sie
anfing zu lachen. Goran glaubte auch Verachtung im Lachen zu hören, aber das bildete er
sich wohl nur ein. Sieyala drehte sich mit einem mitleidigen, aber bestimmten Blick zu
Goran um: "Goran, du bist ein Mensch ... ", mit diesen Worten, als seien sie die Erklärung
für alles, ging sie weiter.
Goran senkte den Kopf, er wollte nicht wieder ihren Rücken sehen, von dem er so oft
träumte...
Hintergrund
Die Hochelfen Kisandras, eingewandert vom Heimatkontinent, unterscheiden sich von ihren
Vettern. Das Bild der Hochelfen, pazifistisch und edel, trifft nicht mehr auf sie zu. Auf zuviel
Neues sind diese Hochelfen gestoßen, zu unsicher war die politische Situation nach den
Einwanderungswellen von Menschen, ausgelöst durch die Kriege auf Salishar, als das die
Hochelfen, vor Angst vor einer Kulturvermischung, davor, das sie die Zügel über
Tia-Kisandra verlieren, ihren Edelmut hätten halten können.
Was übrigblieb, von Macht und Unsicherheit korrumpiert, waren hochmütige und arrogante
Elfen, welche die Menschen unter sich selbst stellten, sie in der Gesellschaft
benachteiligten und sich selber bevorzugten. Vor allem ist der Adel unter den Hochelfen
betroffen, sie sind es, die beschließen wie weit die Menschen in Tia-Kisandra von dem
gesellschaftlichen Aufstieg ausgeschlossen werden, und sie sind es, welche die größte Angst
haben, daß die Hochelfen ihren Stellenwert als das Volk mit der am höchsten entwickelten Kultur, das jemals
existierte, verlieren. Dabei geht es ihnen unter anderem darum, daß sie Angst haben,
ihren Einfluß zu verlieren, den sie sich auf Kisandra mühsam erkämpft haben. Dies
betrifft nicht nur die anderen Rassen, sondern auch die Adelsfamilien unter sich.
Je weiter es die Leiter der Gesellschaft hinab geht um so mehr
ähneln die Hochelfen wieder ihren Vettern aus Salishar. Denn diese Hochelfen, die in den
unteren Schichten leben, mußten lernen, mit den anderen Rassen zu leben und haben
dadurch teilweise ihre Vorurteile und Arroganz abgelegt. Aber kaum ein Hochelf
ist wirklich rein von der "Verseuchung", wie es einige der Hochelfen auf Salishar und
die Waldelfen auf Kisandra es schon nennen. Jeder neu angekommene Elf auf Kisandra
wird dieser Verseuchung gegenüberstehen, wird er doch täglich mit ihr konfrontiert, die
Menschen, die ihre lieblosen Häuser neben den wunderschönen Häuser der Hochelfen gebaut haben, die
Menschen welche die Hochelfen, nur um überleben zu können, aus ihren Berufen verdrängen,
die Menschen die durch die Straßen wandern und dabei nahezu so zahlreich sind wie die
Hochelfen. Die Menschen, die mit dem hohen Volk der Elfen sogar in Kunst und Musik
konkurrieren.
Schmach, das Schlimmste für einen Hochelfen, trifft ihn in Tia-Kisandra. Und der
Hochelfenadel hat keine andere Wahl als das Schaffen der Menschen einzugrenzen, wenn
Tia-Kisandra kein Menschenreich werden soll. Niemand will sich in seinem eigenen Haus
als Gast fühlen, und die Hochelfen sehen Tia-Kisandra als ihr Zuhause an.
Rolle im Spiel
Einen kisandrischen Hochelfen zu spielen ist nicht leicht. Je jünger und je weiter oben
in der Leiter der Gesellschaft, um so arroganter und ignoranter ist er. Er fühlt sich
als Teil einer Kultur, die wohl zu den Größten zählt. Er fühlt sich als etwas Besseres
gegenüber anderen Kulturen, egal ob elfisch oder nicht-elfisch. Er ist sich
bewußt, seiner Meinung nach, ein Teil der herrlichsten und vollkommensten Rasse zu sein,
die es alleine verdient hätte die Oberfläche mit ihrem strahlenden Wesen zu erleuchten
und zu erfreuen. Er ist Teil einer Kultur, welche die Schönheit liebt, bei allem, bei
Kunst, bei Musik, aber auch beim Kampf.
Allerdings hat ein kisandrischer Hochelf Angst, daß die
Schönheit verloren geht durch die Menschen, er hat Angst, seinen Platz zu verlieren.
Diese Angst und die Arroganz und Ignoranz, aber auch sein Können, welches seine
Arroganz zum Teil bestätigt, bilden das Verhalten eines kisandrischen Hochelfen. Er
wird ständig auf Nicht-Hochelfen hinab schauen, sie belächeln, aber aus Angst wird er
schnell argwöhnisch. Allerdings ist im brutale, sinnlose Gewalt zuwider. Mit Worten,
und nicht mit körperlich gewalttätigen Handeln wird er versuchen, die Menschen zu verdrängen,
die sich seiner Meinung nach zu sehr einmischen, sich zu sehr vordrängen. Er wird dabei
immer von sich als besseres Wesen überzeugt sein, das Wohl der Hochelfen steht vor dem
aller Anderen. Ein Zusammenleben wird selten ein Problem darstellen, so lange man sich
als Nicht-Hochelf zurückhält. Aber es gab unter jeder Kultur auch immer Ausnahmen,
in die eine oder andere Richtung.
Statistik
Heimat: westliches Kisandra
Stärken: Intelligenz, Kreativität
Schwächen: Arroganz, Ignoranz
Anzahl: ~100000
| 2001-11-07 |
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